Sternstunden der Musik | Menuhin und Karajan spielen Mozart

Sternstunden der Musik | Menuhin und Karajan spielen Mozart

Sternstunden der Musik | Menuhin und Karajan spielen Mozart

Ein Film von Grete Liffers, ZDF/ARTE, 43 min., 2022

Nächste Ausstrahlung: 25. Juni auf ARTE

Yehudi Menuhin gilt als das Wunderkind des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde gefeiert und verehrt wie einst Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Violinkonzert Nr. 5 er für diese Aufzeichnung interpretiert.

Nach vielen Jahren des Konzertierens und Reisens stellt der Ausbruch des zweiten Weltkriegs einen Wendepunkt für Menuhin dar. Er spielt vor alliierten Truppen, vor Soldaten und Verwundeten. Sein Konzert im befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen konfrontiert ihn, den geschützten Wunderknaben, mit unvorstellbaren Horror. Doch Yehudi Menuhin verzweifelt nicht. Er beschließt sein Leben und seine Musik der Versöhnung und dem Frieden zu widmen. Bereits 1947 kehrt er als erster jüdischer Musiker für ein Gastspiel zurück nach Berlin.

Nur wenige Jahre älter, schlägt Herbert von Karajan einen völlig anderen Weg ein. Sein Leben ist geprägt von der Suche nach Perfektion und musikalischer Größe. Während der NS-Zeit baut Herbert von Karajan in Deutschland seine Karriere auf und wird zu einem der einflussreichsten und bedeutendsten Dirigenten der Nachkriegszeit.

Dass solch unterschiedliche Lebensläufe magischen musikalischen Momenten nicht im Wege stehen, belegt die Aufnahme aus dem Jahr 1966, meisterhaft in Szene gesetzt durch den preisgekrönten Spielfilmregisseur Henri-Georges Clouzot.

Internationale Stars aus der Musikszene wie Anne-Sophie Mutter, Daniel Hope oder Hilary Hahn, aber auch Größen der Filmkunst wie Sunnyi Melles, August Zirner und Bruno Monsaigeon, lassen sich von diesem wertvollen Zeitzeugnis, das die einzige Zusammenarbeit dieser Musik-Legenden dokumentiert, verzaubern. Gemeinsam erleben wir, wie sich zeitlose Schönheit in Klangidealen verwirklicht und noch heute Musik zur Versöhnung beitragen kann.

Die gesamte Konzertaufzeichnung ist im Internet unter concert.arte.tv abrufbar.

Sternstunden der Musik | Krystian Zimerman und Leonard Bernstein interpretieren Brahms

Sternstunden der Musik | Krystian Zimerman und Leonard Bernstein interpretieren Brahms

Sternstunden der Musik | Krystian Zimerman und Leonard Bernstein interpretieren Brahms

Ein Film von Dag Freyer, ZDF/ARTE, 43 min., 2022

Nächste Ausstrahlung: 18. Juni um 17:55 Uhr auf ARTE

Es war ein Gipfeltreffen der besonderen Art, als der enigmatische Pianist Krystian Zimerman und der charismatische Maestro Leonard Bernstein 1984 in Wien auf die Bühne und vor die Kameras traten, um das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms darzubieten. Unterschiedlicher hätten die Temperamente scheinbar nicht sein können: Bernstein, der Medienliebling, der sich gekonnt und häufig des Mediums Film bediente, nicht nur, um Konzerte aufzuzeichnen, sondern auch, um mit seinen musikpädagogischen Ausführungen ein Massenpublikum zu erreichen. Und am Flügel der als öffentlichkeitsscheue geltende Perfektionist Zimerman, der jede Nuance seines Spiels genauestens vorbereitet, sogar selbst seine Instrumente umbaut, um den vollkommenen Klang zu erreichen, und der nur selten über seine Kunst spricht.

Das Ergebnis ist in der Tat eine musikalische Sternstunde – und für Krystian Zimerman ein Wendepunkt in seiner Karriere. In einem seiner seltenen Interviews spricht er in dieser Folge „Leonard Bernstein und Krystian Zimerman interpretieren Brahms“ erstmals in einer TV-Dokumentation ausführlich über die Hintergründe dieser Konzertaufzeichnung, und darüber, warum diese Zusammenarbeit mit Leonard Bernstein sein ganzes künstlerisches Leben veränderte.

Bedeutende Kolleg:innen wie Hélène Grimaud und Igor Levit und enge Vertraute Leonard Bernsteins wie die Dirigentin Marin Alsop und sein ehemaliger Assistent Charlie Harmon erzählen, was für sie dieses Konzert zu einer Sternstunden macht.

Sternstunden der Musik | Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah

Sternstunden der Musik | Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah

Sternstunden der Musik | Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah

Ein Film von Anne-Kathrin Peitz, ZDF/arte, 43 min., 2022

Nächste Ausstrahlung: 13. November um 17:40 Uhr, ARTE

Seit Jahrzehnten beherrschen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern das Leben im Westjordanland. 2005 gibt es zwar Hoffnung auf eine friedliche Verständigung, dennoch bestimmt der Nahostkonflikt den Alltag in Ramallah. Mitten in dieser angespannten Atmosphäre reisen 80 junge arabische, spanische und jüdische Musiker zusammen mit dem weltbekannten Dirigenten Daniel Barenboim in die palästinensische Hauptstadt, um ein Zeichen der Versöhnung zu setzen. Es ist das Konzert ihres Lebens.

Am 21. August 2005 blickt die Welt auf Ramallah: 80 junge arabische, spanische und jüdische Musiker reisen in die palästinensische Hauptstadt, um das Konzert ihres Lebens zu spielen. Das „West-Eastern Divan Orchestra“ unter Daniel Barenboim schreibt mit diesem bis heute einmaligen Auftritt Geschichte.

Es ist ein Musikereignis unter Extrembedingung: Seit Jahrzehnten beherrschen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern das Leben im Westjordanland. Obwohl zur Zeit des Konzertes offizieller Waffenstillstand galt, war der Nahostkonflikt noch keineswegs gelöst – und er ist es bis heute nicht. In Israel wurde das Unternehmen im Vorfeld kritisch gesehen, Barenboim öffentlich angefeindet. Wenige Tage vor dem Konzert bot Spanien Visa für das ganze Orchester an, um eine denkbare Absage zu verhindern und Sicherheit zu garantieren.

© Peter Dammann / Agentur Focus Ramallah, Palestine, Westbank, May 2004 The entrance to Ramallah from Jerusalem - Checkpoint Qalandia

Das von Daniel Barenboim und dem mittlerweile verstorbenen palästinensischen Gelehrten Edward Said sechs Jahre zuvor gegründete West-Eastern Divan Orchestra erregt internationale Aufmerksamkeit und wird über Nacht berühmt.

Mit diesem Auftritt setzte das Orchester ein Zeichen – nicht zuletzt auch durch die Auswahl des Programms: Steht Beethovens „Schicksalssymphonie“ für eine Vision von der Versöhnung der Menschen, unterstreicht auch Mozarts „Sinfonia concertante“ eindrücklich, dass ein friedliches Miteinander durch Musik möglich ist, stammen doch die Solist:innen am Fagott, Horn, an der Oboe und Klarinette aus Israel, Syrien und Ägypten.

Diese Sternstunde zeigt nicht nur die legendäre Konzertaufzeichnung. Dokumentarische Passagen über die Entstehung des Orchesters und das Miteinander der Musiker:innen bis hin zu Bildern von der spektakulären Ramallah-Reise lassen musikalische Geschichte fühlbar werden. In neu gefilmten Gesprächen erinnern sich Daniel Barenboim, Mariam C. Said und ausgewählte Musiker:innen an diesen denkwürdigen Abend. Prominente Freund:innen des Orchesters wie Schauspieler Christoph Waltz, Cellist Yo-Yo Ma oder Sängerin Waltraud Meier spüren der Frage nach, was Musik in einem solchen Kontext leisten kann.

Sternstunden der Musik | Der 11. September 2001: Hélène Grimaud in London

Sternstunden der Musik | Der 11. September 2001: Hélène Grimaud in London

Sternstunden der Musik | Der 11. September 2001: Hélène Grimaud in London

Ein Film von Holger Preuße & Philipp Quiring, ZDF/arte und C Major Entertainment, 43 min., 2022

Am 11. September 2001 hält die Welt inne als Flugzeuge in das World Trade Center in New York fliegen. Wie aus Trauer und Entsetzen eine musikalische Sternstunde wird, wie Musik in diesen tragischen Momenten ein Mittel des Tröstens sein kann, das zeigt dieser Film über das Konzert von Hélène Grimaud mit dem Orchestre de Paris unter der Leitung von Christoph Eschenbach in der Royal Albert Hall.

(c) Mark Hennek

Eigentlich sollte der 11. September 2001 für die junge französische Pianistin Hélène Grimaud ein Tag der Freude werden. Aus ihrer Wahlheimat New York reist sie nach London, um ihr mit Spannung erwartetes Debüt bei den BBC Proms zu geben, dem weltweit größten Festival für Klassische Musik. Das 4. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven hat sie für ihren Auftritt mit dem Orchestre de Paris unter Christoph Eschenbach vorbereitet.

Doch nach der Generalprobe in der Royal Albert Hall ist von einem Moment auf den anderen alles ungewiss. In ihrem Hotelzimmer sieht Hélène Grimaud die Schreckensbilder aus New York. Ein Flugzeug war in das World Trade Center geflogen. „Ich dachte, es sei eine der neusten Hollywood-Horror-Produktionen“, erinnert sie sich.

Der Dirigent des Abends Christoph Eschenbach ist gerade beim Mittagessen mit dem französischen Botschafter in London als er von dem Terroranschlag islamischer Attentäter hört. Er und der Veranstalter der Proms, Sir Nicholas Kenyon, müssen eine Entscheidung treffen: Kann man ein Konzert an so einem Tag austragen?

Sir Kenyon sagt darüber: „Es gehört viel dazu, ein Proms-Konzert abzusagen. Selbst als Lady Di gestorben ist, haben wir uns dazu entschlossen, das Konzert stattfinden zu lassen. Und die Leute kamen.“ Auch Christoph Eschenbach und Hélène Grimaud sind bereit zu spielen.

Der Saal füllt sich. Die Stimmung ist bedrückt. Über Hélène Grimauds Auftritt liegt der bleierne Mantel des Anschlags mit zahlreichen Toten. „Ihr Konzert war ein Konzert des Friedens“, kommentiert die Pianistin Sophie Pacini. Und tatsächlich, nachdem der eröffnende G-Dur Akkord mit zittrigen Fingern erklungen ist, spielt sich Hélène Grimaud zunehmend frei. Der Moment der katastrophalen Ereignisse, der Druck, die Fragen beflügeln sie mehr und mehr zu einer „Sternstunde der Musik“.

Gesanglich ist ihr Ton im 2. Satz des Beethoven-Konzertes. Der Saal ist mit Spannung aufgeladen. Das Proms-Publikum hält den Atem an, fühlt mit. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, an das sich die Bratschistin des Orchestre de Paris, Estelle Villotte, mehr als zwei Jahrzehnte später erinnert. „Ich habe während des Konzertes auf meine Bratsche geweint. Aber Christoph Eschenbach und Hélène Grimaud haben mich da durchgetragen.“

Zur Befreiung wird dann der tänzerisch verspielte dritte Satz. Die Bilder von New York erscheinen, zumindest für einen Moment, überstrahlt von Hélène Grimauds Spiel. Die Stimmung löst sich. Das Publikum reagiert mit Standing Ovations.

Sternstunden der Musik | Nigel Kennedy & die vier Jahreszeiten

Sternstunden der Musik | Nigel Kennedy & die vier Jahreszeiten

Sternstunden der Musik | Nigel Kennedy & die vier Jahreszeiten

Ein Film von Silvia Palmigiano und Isabel Hahn, ZDF/arte und C Major Entertainment, 43 min.

Sendetermin bei ARTE: 10.04.2022 um 18:15 Uhr

Als Nigel Kennedy 1989 Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten‘ einspielt, mischt er die Klassikwelt auf. „Punk-Geiger“ wird der Musiker von der Presse betitelt und von vielen belächelt. Doch die Platte verkauft sich besser als jedes andere Klassikalbum davor und danach. Kennedy gelingt es, Berührungsängste eines Publikums zu überwinden, dem Klassik bis dahin zu elitär war. Der Film erzählt vom überraschenden Aufstieg eines Außenseiters zum Superstar und einer Vivaldi-Interpretation, die Kultstatus hat.

Als Nigel Kennedy der Plattenfirma EMI seine Vision eines neuen Klassik-Albums vorstellt, sind zunächst alle skeptisch. Kommt er doch eher leger daher: Seine Haare stehen ab, sein Outfit ist ein wilder Mix aus Punk, Gothic und New Wave. Manager John Stanley wittert eine Chance: „Wenn Kennedy so sein darf wie er ist, könnt ihr Millionen Platten verkaufen.“ Er sollte recht behalten.

Der Film nimmt die Zuschauer mit ins Jahr 1989, als Kennedy und das English Chamber Orchester mit ihrer Einspielung von Vivaldis Vier Jahreszeiten die Musikwelt aufmischen. Die Aufnahme schafft es mit über drei Millionen verkauften Platten ins Guinnessbuch der Rekorde. Kennedy spricht ein Publikum an, das bislang Berührungsängste mit Klassik hatte.

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Früh fällt der Schützling von Yehudi Menuhin als „Rebell“ auf: tagsüber studiert er an der renommierten Juilliard School, nachts spielt er in New Yorker Jazz-Clubs und lernt die Kunst der Improvisation – unter anderem von Stéphane Grappelli.

Kennedy erinnert sich: „Die Klassikwelt hat sich wie eine Zwangsjacke angefühlt. Ich musste etwas ändern, sonst wäre ich ausgestiegen. Ich hatte nichts zu verlieren.“ Bei der Aufnahme der ‚Vier Jahreszeiten‘ will er sich weder von der historischen Aufführungspraxis noch von der russischen Schule leiten lassen. Er sucht und findet eine Interpretation, die in die Zeit passt. Mit seiner Spielweise und seinem Look bricht er mit den Konventionen des klassischen Konzertbetriebs. Das sorgt sogar für Streit im Parlament des Vereinigten Königreichs.

In der wie ein Popkonzert gefilmten Konzertaufzeichnung sitzt das Londoner Publikum in Jeans und Pulli dicht am Bühnenrand. Die Outfits der Orchestermusiker und die Bühnenbeleuchtung wechseln je nach Jahreszeit. Stargeiger Maxim Vengerov zeigt, was an Kennedys Spiel revolutionär ist. Die Modedesignerin Esther Perbandt kommentiert: „Er ist Individualist und zieht sich nicht aus Marketing-Gründen so an.“ Nigel Kennedy selber sagt von sich: „Ich kann nur der sein, der ich bin. Und so bin ich halt.“

Mit seiner Aufnahme hilft Kennedy jungen Musikern, die Grenzen und Regeln der Klassikwelt zu hinterfragen. Dabei hat er die Tür ganz weit aufgestoßen – für ein Publikum, das Vivaldis Musik ansonsten ferngeblieben wäre.